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Zu spät , Theater der Künste, Zeughaushof, Z3
Von Tabea Buri, 8.11.2014 – Es ist unbestritten: Sie singen gut. Barbara Goldenberg, Katarina Kobal und Philipp Scherer studieren Operngesang an der ZHdK und präsentieren ihre Stimmen mit Inbrunst und vollem Körpereinsatz. In ihrem Stück «Zu spät» stellen sie englischen Barock von Henry Purcells und Musik des ungarischen Komponisten György Kurtág aus dem 20. Jahrhundert neben einander. Damit schaffen sie eine spannende Kombination zweier Stile. Mühelos klettern die zwei Sängerinnen und der Sänger über die komplizierten Barock-Koloraturen, lassen ihre Stimmen mit grossem Volumen in tiefsten Lagen erklingen. Wenn […]
Ernst Jandl - Aus dem wirklichen Leben , Kulturmarkt Zürich
Von Fabienne Schmuki, 15.5.2014 – Sie. Ass. Sie ass. Sie ass! Sie ass Öl Rind Reh Vieh Ochs Kuh. Wie bitte? Korrekt: Das Sprechmusiktheater «Ernst Jandl – Aus dem wirklichen Leben» ergibt nicht immer sofort einen Sinn. Vielleicht aber tut es genau dies: Sinn machen, Sinn konstruieren. Dingen einen Sinn geben, den man ihnen vorher nicht zugewiesen hätte. Sinnkonstruktion, die aus Sinndekonstruktion resultiert. Verstanden?Spass mit und an der SpracheDass sich diese Kulturmarkt-Eigenproduktion mit ihrer experimentellen Lyrik, konkreten Poesie und Lautpoesie Kunstformen annähert, welche dem Dadaismus sehr nahe stehen, ist nachvollziehbar […]
Signal to Noise, Tojo Theater Bern
Von Tabea Buri, 10.4.2014 – Wir haben nicht nur ein Leben. Wir haben zwei, vielleicht auch drei, vier. Denn neben der so genannten realen Welt, bewegen wir uns gleichzeitig in virtuellen Parallel-Universen, in denen wir neue Identitäten erschaffen. Dabei verschwindet die Grenze zwischen der analogen und der digitalen Sphäre mehr und mehr – so die Aussage des Künstlerkollektivs pulp.noir.Darsteller und ihre DoppelgängerDiese Mehrschichtigkeit unseres Alltags passt perfekt zum Interesse der mehrfach prämierte Schweizer Gruppe: Seit ihrer Gründung vor zehn Jahren beschäftigt sie sich mit den «Absurditäten des Lebens» […]
Stiller Has: Böses Alter, Im Hochhaus, Limmatplatz
Von Antonia Steger, 13.10.2013 – Mal angenommen, die aktuelle Tour von Stiller Has wäre die erste. Was lässt sich jenseits ihres berühmten Namens über diese Band sagen, die sich in 25 Jahren ihres Bestehens einen festen Platz in der Schweizer Musikgeschichte erobert hat? Der Stille Has als alter Mann Im Zentrum steht Endo Anaconda. Ein süffisanter Provokateur, ein intellektueller Saugoof-Poltergeist. Ein Brocken von Mann. Oder in noch einmal anderen feuilletonistischen Wortschwurbeleien: ein «schräger Volkstümler und rustikaler Grobschlächterpoet» (Tages Anzeiger), ein «barocker Wort- und Stimmkünstler» (NZZ), […]
Richard Wagner: Wie ich Welt wurde, Schauspielhaus Zürich, Schiffbau/Halle
Von Patricia Schmidt, 16.6.2013 – «Sie müssen sich damit abfinden, dass Wagner ein genialer Komponist und zugleich ein hemmungsloses Vieh ist!» Ist das alles, was zu Richard Wagner zu sagen ist? Durchaus nicht! Aber doch alles, was gesagt werden muss, um so einziges über den Komponisten zu verstehen. So virtuos seine musikalischen Meisterwerke, so abenteuerlich seine lebenslange Flucht vor seinen Gläubigern, so triebhaft seine Liebe zu Frauen, zum Wein und so umstritten seine Schriften. Richard Wagner versteht sich als Gesamtkunstwerk und fordert Tribut. «Meine Gegenwart belebt alles» sagt Richard Wagner (Robert Hunger-Bühler) […]
Freischiessen, Singspiel, Theater der Künste, Bühne A
Von Christian Felix, 3.5.2013 – «Der Freischütz» des Komponisten Carl Maria von Weber ist eine beliebte deutsche Oper aus dem frühen 19. Jahrhundert, der Zeit der Romantik. Es ist fast schon ungezogen, diese Oper mit einem kleinen Ensemble in einem Off-Theater aufzuführen. Denn um eine Opernaufführung und um nichts anderes handelt es bei der Produktion «Freischiessen». Hoppla, sagt man, wenn das nur gut geht! Waldstück oder Bürodrama? Doch zunächst zur Handlung. Sie spielt in den mehrfach orchestervertonten Fluren und Wäldern Böhmens. Max ist ein junger Schützenmeister. Er steht davor, Agathe, die Tochter […]
Schertenlaib und Jegerlehner: Schwäfu - Ein Stilles Glück, Im Hochhaus, Limmatplatz
Von Simone Leibundgut, 28.4.2013 – Einhaarige Dachshaarpinsel, Hagebuttenöl, ein Hardcore-Hebammenchor – das muss man erst einmal in einem Abend unterbringen. Michel Gsell und Gerhard Tschan alias Schertenlaib & Jegerlehner gelingt dies mit Schwäfu – ein stilles Glück problemlos. Das Duo, das dieses Jahr verdientermassen mit dem Salzburger Stier ausgezeichnet wird, begeistert das Publikum im gut besuchten HOCHHAUS, der Kleinkunstbühne des Migros-Kulturprozent. «Yeah, Yeah, Jegerlehner!» «Mir wei nöd philosophiere», stellt Schertenlaib gleich zu Beginn klar. Dass sich die beiden nicht an diese Programmansage […]
Feigels Mosaik. Ein inszeniertes Konzert, Theater Rigiblick
Von Antonia Steger, 30.3.2013 – Das Stück «Feigels Mosaik» endet nicht mit einem Paukenschlag, sondern in Trance. Grosse Fragezeichen: Was hat man eigentlich gerade erlebt? Sicher ist nur, dass diese merkwürdige Aufführung im Theater Rigiblick unter die Haut kroch. Der Schweizer Komponist Beat Gysin konzipiert in seinen zeitgenössischen Musikprojekten immer wieder den Raum als Teil der Komposition. So auch in seiner neusten Aufführung, die mit «inszeniertes Konzert in acht Raumanordnungen» untertitelt ist und Gedichte von Suzanne Feigel musikalisch-szenisch umsetzt. Bruch mit Hörtraditionen Das Ensemble aus acht […]
Tocotronic, Rote Fabrik, Zürich
Von Fabienne Schmuki, 11.3.2013 – Tocotronic in der Roten Fabrik. Verwendet man Sportvokabular, kommt das einem Heimspiel gleich: Wenn die Band Zürich besucht, spielt sie in der Aktionshalle. Die Polyester-Trainingsjacken sind längst weg, der Seitenscheitel ist geblieben, die Klischees der Popmusik bedienen Tocotronic auch nach zwanzig Jahren Bandgeschichte noch immer. So auch das Klischee der in die Jahre gekommenen Künstler: Die Wut ist dem Bauchansatz gewichen, der Einzelkämpfer Rebellion bückt sich schweigend dem potenteren, erwachsenen Pluralismus. In höchsten Höhen Tocotronic sind seit Beginn der 90er-Jahre […]
pulp.noir iscapes 3, Theater am Gleis Winterthur
Von Gabriele Spiller, 12.12.2012 – Wenn Astronauten von Liftgondeln überblendet werden, sich zum staubsaugenden Freddy Mercury («I want to break free») ein Laubbläser gesellt oder Dieter Bohlen im «talentfrei»-T-Shirt die pn-Big Band bespricht, handelt es sich um die i.scapes 3 Performance von pulp.noir. Die sieben Electronic-Künstler unterlegen eine projizierte Bilderflut mit Live-Sounds. James Bailey spricht mit herrlich sonorer Stimme die englischen Moderatoren-Floskeln ein. Er ist der Conferencier bei dieser kurzweiligen und amüsanten Reise durch die künstliche Nacht. In 80 Minuten um die Welt Mit bestechenden […]
Lisa Catena: Wäutfriede, Im Hochhaus, Zürich
Von Elena Ibello, 8.12.2012 – Ich beginne hier gerne mit der Beschreibung von Lisa Catena’s Bühnenfigur – «we’s für öich o stimmt». Luna heisst sie. Luna ist ein Kind der Liebe. Ein antiautoritär, atheistisch und antikapitalistisch erzogenes, neugieriges Mädchen, das an das Gute im Menschen und den Frieden auf der Welt glaubt. Wobei sie inzwischen eigentlich kein Mädchen mehr ist, sondern eine junge Frau, die sich ein wenig wie ein Mädchen gibt. Oder vielmehr wie ein charmantes Dummerchen, an dem im bisherigen Leben einiges vorbeigezogen zu sein scheint und das sich einfach noch immer nicht recht entscheiden kann, […]
Vom Nullpunkt, Zürcher Hochschule der Künste
Observer in Residence der Zürcher Hochschule der Künste
Von Ruth Schweikert, 19.11.2012 – Eindrücke des Symposion «Vom Nullpunkt?», Aufbruchs-Ereignisse in der Musikgeschichte zwischen dem Mittelalter und der Gegenwart, am 29. und 30. Oktober 2012 an der Zürcher Hochschule der Künste Womit beginnen?, das Dilemma des nachträglichen Aufschreibens führt mir vor Augen, was ich in den rund fünf Stunden Anwesenheit im Kleinen Saal der Florhofgasse 6 gehört, erfahren (gelernt?) und was ich dazu assoziiert habe. Bichsels (glücklicher) Erfinder zum Beispiel zu Tucholskys Unglücksraben, der gleich zu Beginn der Tagung vorgestellt wurde, ein (jüdischer) Provinzmathematiker, […]
Künstlerische Darstellungsformate im Wandel, Zürcher Hochschule der Künste
Von Ruth Schweikert, 19.11.2012 – Ein zeitverzögerter Rückblick auf die Tagung «Künstlerische Darstellungsformate im Wandel», 28./29. September 2012. Die nachhaltigsten (Sinnes)Eindrücke (ich musste meinen Besuch auf den Samstag, 28. Sept. beschränken) hinterliessen zweifellos die Performance «Geistige Umnachtung» der Theatergruppe «Schauplatz international» sowie das anschliessende Podiumsgespräch, beides im rabiat abgedunkelten Vortragssaal der Zürcher Hochschule der Künste; keine geistige, sondern eine physische, kollektive Umnachtung während immerhin knapp zwei Stunden; eine starke Setzung, die unterstrichen […]
Provokation als Prinzip – John Cage und die Künste, Cabaret Voltaire
Von Moritz Weber, 1.11.2012 – Immer wenn vom Komponisten John Cage die Rede ist, wird sein sympathisches Lachen erwähnt. Auch auf Bildern sieht man ihn meistens lachend. Dass der Mensch Cage – er würde dieses Jahr seinen 100. Geburtstag feiern – aber auch eine leidende Seite hatte, das kam an der Diskussion im Cabaret Voltaire (im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Digital Brainstorming» des Migros-Kulturprozents) ganz klar heraus. Schwulsein in den USA Die Referentin und Musikerin Iris Rennert betonte in der Diskussion immer wieder die biographischen Bezüge in Cages Werken, welche meist vernachlässigt werden. Cage […]
Familienkonzert «Ali und der Zauberkrug – Musik aus Afrika», Ref. Kirche Pfäffikon ZH
Von Moritz Weber, 28.10.2012 – 0° Grad Aussentemperatur und Schneefall; da kam eine musikalische Reise nach Afrika doch wie gerufen! Das Kammerorchester «Amici dell’arte» unter der Leitung von Marcel Blanchard präsentierte zum zweiten Mal ein Familienkonzert in der Reformierten Kirche in Pfäffikon. Nach der letztjährigen Produktion «Peter und der Wolf» folgt nun die Geschichte von Ali und dem Zauberkrug, die in Afrika – genauer gesagt in Äthiopien – spielt. Um den Sprung aus der jetzt weissen Schweiz in den schwarzen Kontinent zu schaffen, wurden die Zuhörer zuerst mit zwei von afrikanischer Musik inspirierten […]