Ein Perpetuum Mobile des Wandels

Die Veranstaltung
Was: AFTER HOUR, Videos und Videoinstallationen von Susanne Hofer
Wo: Kunstraum R57
Wann: 04.03.2015 bis 20.03.2015
Bereich: Bildende Kunst
Die Autorin
Gabriele Spiller: Kulturvermittlerin, Journalistin und Autorin: http://gabriele-spiller.jimdo.com
Die Kritik
Lektorat: Christian Felix.
Diese Kritik wurde in Auftrag gegeben und bezahlt von: KunstRaum R57 (siehe Unabhängigkeit).
Von Gabriele Spiller, 6.3.2015
Mit einem Krachen fällt der grosse Tisch um. Die Zuschauenden zucken zusammen und schauen sich an. Eine dicke weisse Kerze, Symbol des Lebens, rollt zu Boden. Die Videokünstlerin Susanne Hofer hat eine moderne Vanitas geschaffen, die Totes zum Leben erweckt und den Betrachter unmittelbar in das Geschehen zieht. «Suspended» ist eine gut siebenminütige Videoinstallation, die noch bis 20. März 2015 im Kunstraum R57 in Zürich-Wipkingen betreten werden kann. «Mich interessiert, was war, was ist, was kommt», erklärt Hofer. Auch zwei andere Arbeiten in der Präsentation spielen auf Angegriffenes und sich Veränderndes an.
Das Stillleben mit Ton, das auf die Wand der Einraum-Galerie projiziert wird, entstand als Performance während des Atelieraufenthalts der Zürcherin im East Village New York. Die Tänzerin Anna Huber und der Rapper Greis bewegten sich ebenfalls durch diese Location, sind aber in diesem Film nicht zu sehen.
Überraschung und Amüsement
Die Szene spielt im Soussol des Ateliers. Eine chaotische Wohn-/Bürosituation mit Schreibtisch, Drucker, Regal, Schaukelstuhl dominiert das Bild. Doch die Objekte stehen bedrohlich schräg im Raum. Das Regal neigt sich in einem 45 Grad-Winkel von der Wand weg. Es scheint, als treibe ein Poltergeist sein Unwesen, denn im Abstand von Minuten kippen immer mehr Möbel um. «Ich habe mit Fäden daran gezogen», verrät die Künstlerin. Ihre Intention dabei war, «den Moment auszudehnen». Das Überraschungsmoment ist ihr gelungen. Die Betrachter der Installation, Kinder wie Erwachsene, erschrecken und amüsieren sich dann erleichtert. Der zugestellte Kellerraum gestaltet sich wie ein Suchspiel. Ein Detail und Teil der Installation ist ein Röhrenfernseher, der in den Galeriebereich gepurzelt scheint und nur noch weisses Rauschen von sich gibt.
Vom Schein und Werden
An einer weiteren Wand überzeugt das Video «Port Liberté», der Blick auf ein Architektur-Rendering. «Hier soll ein neuer Stadtteil entstehen», Immobilienbesitz in New Jersey, der einem Feriendomizil gleicht. Der verführerische Anblick entpuppt sich als Plane, die sich im Wind leicht anhebt. Dahinter werden, durch einen Maschendrahtzaun, triste Fassaden sichtbar. Bei Hofer ist nichts, wie es auf den ersten Blick scheint, oder zumindest wird Raum für Spekulationen gelassen.
Dies gilt auch für ihre Installation «After Hour», die im Schaufenster des Kunstraums «dekoriert» ist. Eine glamouröse Discokugel, die allerdings schon bessere Zeiten gesehen hat, dreht sich im Abglanz ihrer letzten Spiegelteilchen, die noch nicht abgefallen sind. «Die Party ist vorbei, aber es ist noch etwas da», sagt Susanne Hofer dazu. Sie ist im Verlauf ihrer rund 25-jährigen künstlerischen Entwicklung, die mit einem Studium an der Luzerner Hochschule für Gestaltung begann, zu einer Expertin für urbanen Verfall und die «Poesie der Patina» (Hofer) geworden. Damit dürften der international wahrgenommenen Künstlerin die Sujets nicht so schnell ausgehen. Und die Letzte macht das Licht aus.