Von Räubern und Revolutionisten

Die Veranstaltung
Was: Generation Räuber
Wo: Theater der Künste, Bühne A
Wann: 01.03.2012
Bereich: Theater
Der Autor
Dominik Wolfinger: Dominik Wolfinger ist geboren und aufgewachsen im Fürstentum Liechtenstein. Nach der Sekundarschule schloss er eine Lehre als Chemielaborant ab. Seit 2010 studiert er an der Zürcher Hochschule der Künste Dramaturgie.
Die Kritik
Lektorat: Gabriele Spiller.
Diese Kritik wurde in Auftrag gegeben und bezahlt von: Zürcher Hochschule der Künste (siehe Unabhängigkeit).
Von Dominik Wolfinger, 3.3.2012
Mit Geschrei und Gesang leiteten die sieben jungen Räuber in den Abend ein, und sorgten mit ihren in schwarze Tücher verhüllten Häuptern für einen starken Auftritt. Vorsichtig schlichen die Männer durch das mit Publikum bevölkerte Foyer und flüsterten einzelne Sätze, Politik und Wirtschaft betreffend, in die Ohren der Zuschauer. In Reih und Glied stehend hielten sie schliesslich den Prolog über das politische Geschehen und forderten anschliessend das Publikum auf, sich in den Zuschauerraum zu bewegen.
Papierpakete und Väter
Unmaskiert stellten sich die Räuber vor einen Berg aus zusammengepackten Zeitungen, wühlten in diesem auf der Suche nach ihren Vätern und sprachen dabei über ihre Wünsche und ihre Vergangenheit. Die resultierende Erkenntnis war, dass sie eine Generation Männer sind, die von Frauen grossgezogen wurde. Die vaterlose Generation stürzte sich schliesslich gegen eine Mauer aus Papier. Die Einzelteile, der ehemaligen Mauer, wurden dem Publikum übergeben, sodass das Stehen ein Ende nehmen konnte.
Während das Publikum es sich langsam gemütlich machte, fuhren die Räuber zu Höchstleistungen auf. Mit akrobatischem Geschick bewegte sich einer von ihnen auf einem durch den Raum gespannten Seil. Unbeeindruckt liessen die Anderen nicht davon ab, den Seiltänzer mit den Papierpaketen zu bewerfen, bis dieser schlussendlich fällt und von seinen Kollegen im Papierhaufen begraben wird. Nach tosendem Sturm unbarmherziger Aggression, in welchem die Spieler ihre grenzenlose Energie zeigen konnten, folgten stille und sanfte Bewegungen. Auf intime Weise widmeten sich die Performer einzelnen Zuschauern und erzählten von ihren Wunschvätern.
Revolution und Hoffnung
Eine ganze Generation Tellerwäscher, ohne Ziel und ohne Zweck, ganz genau wie Franz von Moor, titulierten sich dann die Räuber und versuchten durch viele Worte und etliche Taten die Routine zu durchbrechen, um etwas Sinn in der Welt und im Leben zu finden. Noch ein letztes Mal musste das Publikum seine Position wechseln, um den Räubern Platz für die Revolution zu geben. Eine Revolution, die mit Gesang und dem Errichten eines Turmes versucht, die Welt neu zu gestalten. Jedoch verstricken sich die Räuber abermals in Fragen und Diskussionen und mit dem Erörtern der eigenen Wünsche und Träume und dem Analysieren der bestehenden Krise, scheinen die Räuber der Lösung noch nicht näher gekommen zu sein. Doch aufgeben ist keine Option: Auch wenn das Räuberleben nicht einfach ist, genauso wenig ist es das Luxusleben. Was einem am Schluss jedoch klar erscheint – man ist nicht schuld, dass die Welt ist, wie sie ist, sondern nur schuld, wenn sie so bleibt.
«Generation Räuber» von Simon Kramer ist ein lebendiger, hektischer und ehrlicher Schrei einer ganzen Generation, der durch starke Bilder, eindrückliche Spieler und der konsequenten Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen überzeugt.