Lachen bis der Chef kommt!

kulturkritik.ch - Bildmaterial zur Verfügung gestellt

Die Veranstaltung

Was: Anet Corti - win win
Wo: Hochhaus, Limmatplatz
Wann: 11.05.2012 bis 12.05.2012
Bereich: Theater

Der Autor

Dominik Wolfinger: Dominik Wolfinger ist geboren und aufgewachsen im Fürstentum Liechtenstein. Nach der Sekundarschule schloss er eine Lehre als Chemielaborant ab. Seit 2010 studiert er an der Zürcher Hochschule der Künste Dramaturgie.

Die Kritik

Lektorat: Lukas Meyer.
Diese Kritik wurde in Auftrag gegeben und bezahlt von: Im Hochhaus (siehe Unabhängigkeit).

Von Dominik Wolfinger, 13.5.2012

Anet Corti, Schauspielerin und Komödiantin, serviert mit ihrem zweiten Soloprogramm «win win» einen Abend voller Lacher. In ihrem 90minütigem Stück sprengt Corti die Grenzen des Kabaretts, indem sie Tanz, Gesang und Wortwitz in eine Geschichte verpackt und ein Feuerwerk der Unterhaltung kreiert. In drei komplett verschiedenen Rollen erweckt sie eine ganze Bürowelt zum Leben und erzählt die Geschichte von Betty Böhni, einer Frau, der man lieber nicht begegnet.

Figuren und Fakten

Schon mit dem ersten Auftritt von Betty Böhni steht fest, dass der Abend einen desaströsen Verlauf nehmen wird. Böhni, eine Frau mit Basler Piepsstimme, die gerne Anglizismen verwendet, welche selbstverständlich falsch ausgesprochen werden, ist ein Hurrikan der Tolpatschigkeit. Und doch findet Böhni nach dem Ausfüllen eines völlig absurden Fragebogens eine Stelle als Junior Sales Assistant in der Streitmatter AG und darf sich der Bürowelt stellen. Die perfekte Fehlbesetzung für die Chefetage ist gefunden.

Blitzartig verlässt Corti die Rolle von Böhni und schlüpft in die Figur einer knallharten Empfangsdame. Mit St. Galler Dialekt erklärt diese, wie die moderne Arbeitswelt funktioniert, nämlich nach dem Holzschnitt-Prinzip: Man wird angezündet und verheizt, dafür bleibt am Schluss etwas Kohle. Schliesslich wechselt Corti in die dritte und letzte Rolle, die der französischen Praktikantin, die zu cool für den Job ist und eigentlich lieber Sängerin wäre.

Nachdem die Figuren also etabliert sind, können alle Klischees der Bürowelt wie der Flirt am Arbeitsplatz, die mobbenden Kollegen und der wütende Chef bedient werden. Zwischendurch, um den Lachern eine Pause zu gönnen, werden auf einer Leinwand Fakten zu Büro und Arbeit als kleine Animationsvideos präsentiert. Mit unglaublichem Einfallsreichtum und einer erstaunlichen schauspielerischen Leistung steigert Corti Humor und Spannung von Szene zu Szene, verknüpft die Geschichten der drei Figuren und lässt das Publikum nicht eine Sekunde los.

Wortwitz und Slapstick

Corti, Absolventin der «Scuola Teatro Dimitri», zieht für «win win» alle Register der Komik und beweist Talent auf mehreren Ebenen. Mit ihren feingezeichneten Figuren fällt sie nicht nur über die Bürowelt, sondern auch über den ganzen modernen Arbeitsmarkt her und schont dabei absolut niemanden. Mit starkem Wortwitz, durch verschiedene Dialekte angereichert, werden die Absurdität des Arbeitsalltags und die oft kindischen Konflikte auf die Schippe genommen, ohne dabei jemals unter die Gürtellinie zu schlagen. Wie schlagfertig Corti mit Worten umgehen kann, zeigt sie, indem sie in Poetryslam-Manier eine kleine, feine Beleidigungsrede in unfassbarer Geschwindigkeit hält. Auch musikalisch bietet Corti einiges und schreckt weder vor Opernarien noch Popsongs zurück.

Nebst aller sprachlicher Eleganz ist «win win» vollgepackt mit unbeschreiblichen Slapstick-Momenten, wie zum Beispiel einem Kampf mit der Kaffeemaschine. Zu guter Letzt lassen sich nur noch lobende Worte über die Akrobatik- und Tanzeinlagen verlieren, die nebst allem anderen Cortis «win win» zu einen absolut aberwitzigen Abend werden lassen.

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