Vom grossen Knall zum lauen Lüftchen

Die Veranstaltung
Was: Philippe Quesne / Vivarium Studio: «Big Bang»
Wo: Theaterhaus Gessnerallee
Wann: 16.12.2011
Bereiche: Performance, Theater
Der Autor
Dominik Wolfinger: Dominik Wolfinger ist geboren und aufgewachsen im Fürstentum Liechtenstein. Nach der Sekundarschule schloss er eine Lehre als Chemielaborant ab. Seit 2010 studiert er an der Zürcher Hochschule der Künste Dramaturgie.
Die Kritik
Lektorat: Gabriele Spiller.
Diese Kritik wurde in Auftrag gegeben und bezahlt von: Theaterhaus Gessnerallee (siehe Unabhängigkeit).
Von Dominik Wolfinger, 18.12.2011
Am Anfang war… eine weisse Bühne. Ein Raum, in welchem der französische Regisseur Philippe Quesne mit seiner Gruppe Vivarium im Theaterhaus Gessnerallee eine Welt entstehen lässt. Kurz weicht das Licht der Dunkelheit und eine Performerin betritt die Bühne. Mit gemütlichen Schritten geht sie zu einem Tisch, nimmt an diesem Platz und beginnt zu lesen. Begleitet wird sie lediglich von sanfter Hintergrundmusik. Schliesslich bricht sie ihr Lesen ab, legt die Lektüre zur Seite und schreibt mit grossen, weissen Lettern «BANG».
So unscheinbar wie die Spielerin aufgetreten ist, verschwindet sie auch wieder hinter die Bühne und spricht leise wenige Worte mit ihren Kollegen. Darauf wagen sich auch die anderen Performer nach vorne und beginnen mit der Erkundung des Raumes. Nach abgeschlossener Analyse packen sie Stuhl, Tisch und Buch ein und verlassen die Bühne. Während die Zuschauer auf den leeren Raum starren, hört man abermals die Spieler im Hintergrund und schliesslich die Frage «Are you ready?». Nach einem kurzen «yes» hüllt sich der Raum wieder in Dunkelheit.
Wandelnde Fellknäuel und Gummiboote
Während das Licht langsam wieder auf die Bühne dringt, zieht schon dichter Nebel über diese. Man erkennt über den Boden robbende, weisse und braune Fellknäuel, die wie nasse Lumpen aussehen. Nachdem sich die wunderlichen Wesen gefunden haben, beginnen sie, miteinander Spiele zu spielen, bis das Kommando «everybody rise» erklingt und sich die Fellwesen erheben und auf zwei Beinen die Bühne verlassen. Eine Performerin erscheint gleich darauf mit Stuhl und Papier, nimmt Platz und beginnt, den weissen Plastikberg zu zeichnen, der sich ganz rechts an der Bühnenwand befindet. Nach den ersten paar Strichen nähert sie sich dem Berg und entfernt langsam die Abdeckung, sodass der wahre Kern des Berges, ein zerbeulter, alter, weisser, auf dem Kopf liegender Citroen, zum Vorschein kommt.
Die anderen Spieler diesmal als Höhlenmenschen gekleidet, zeigen sich auch wieder und errichten neben dem alten Auto ein kleines Feuer. Schliesslich birgt einer der Höhlenbewohner mehrere Getränkedosen aus dem Wagen. Mit Getränken und etwas Tanz machen es sich die Urzeitmenschen am beschaulichen Lagerfeuer gemütlich. Einer der Höhlenmenschen scheint jedoch getrieben, denn er verlässt die Bühne mehrere Male und kommt wieder mit Gummibooten. Nach ein paar Posen für die Zeichnerin, lassen die Spieler ihr Fellkleid fallen, bemannen die Boote und bekleiden sich mit Hawaiihemden.
Von Astronauten bis zu grünen Männchen
Während die stolzen Bootsbesitzer gemütlich warten, senkt sich die Bühnenwand und verschwindet schlussendlich komplett. Dahinter spiegelt sich das weiche Licht auf einer Wasserpfütze. Die Spieler verlassen ihre Boote und beginnen, den kleinen Bühnensee zu erkunden. Nach einigen Schritten durch das kühle Nass, wird es für die Performer Zeit, ihre Raumanzüge auszupacken. All dies begleitet wieder einer der Performer, der akribisch Seite für Seite seines Notizblockes mit Bildern füllt. Nach mehreren Posen für den Zeichner, verwandeln sich alle Performer in grüne Männchen. Zielgerichtet erbauen diese einen Turm aus den Gummibooten. Während sie ihr Werk bestaunen, erscheint im Hintergrund ein unscheinbares, kleines, grünes Fellknäuel, welches langsam durch die Gegend schleicht, bis es schliesslich zum Stillstand kommt und das Licht definitiv ausgeht. Das Schweigen in der absoluten Dunkelheit wird nach einer langen Pause von mässigem Applaus gebrochen.
«Big Bang» zeichnet sich durch mannigfaltige Bildwelten und stoische Gemütlichkeit aus. Jedoch wird dem Zuschauer wenig vermittelt, was genau in den malerischen Szenen passiert und was man daraus ziehen darf. Auch die extreme Trägheit, die das Stück von Anfang an beibehält, ermüdet rasch.