Cinéma Subversif zwischen Performance und Prosecco

Die Veranstaltung

Was: Seh-Tank: I Refuse to Battle - I am not Afraid to Live
Wo: Aktionshalle, Rote Fabrik
Wann: 24.02.2010 bis 28.02.2010
Bereich: Film+Fotografie

Die Autorin

Anaïs Meier: Jahrgang 1984, studierte Drehbuch an der Filmakademie Ludwigsburg in Deutschland, nun literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. Seit 2005 nimmt sie unter dem Namen Anton Meier an Lesungen in Bern, Fribourg, Zürich und Stuttgart teil. Sie schreibt Kurzgeschichten und Texte für Bands, Comics und Filme.

Die Kritik

Lektorat: Stefan Schöbi.

Von Anaïs Meier, 27.2.2010

Am Mittwoch begann das kleine Festival „SEH-TANK: Cinéma Subversif“ in der Roten Fabrik. Die Aktionshalle bot eine schöne Umgebung mit einer anständigen Leinwand in stattlicher Grösse. Bevor es losging, offerierte der Veranstalter den Gästen Prosecco und eine unterhaltsame Aussicht auf den Rest des Programms, bestehend aus diversen Highlights wie etwa dem Besuch des Satirikers Martin Sonneborn mit seinem Film „Die Partei“ oder den Kurzfilmen des Regisseurs „Arnold Hau“, hinter dem sich eine ganze Gruppe von Künstlern versteckt.

Um 20 Uhr 30 begann das Programm mit den Kurzfilm-Highlights aus den letzten Jahren. Besonders überzeugte „Vier bis Sechs“ der deutschen Corinna Schmitt aus dem Jahr 1998. Der Film zeigt das „normale“ Leben in der deutschen Provinz und schwankt zwischen Verschmitztheit und Abgrund. Leider wollte der DVD-Player nicht ganz so wie der Veranstalter, was dazu führte, dass drei Filme gar nicht erst gezeigt werden konnten, darunter M.A. Numminens grandiose Wittgenstein-Interpretation „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“. Als Ersatz für die verpassten Kurzfilme wurde dann ein Werk der Gruppe Arnold Hau gezeigt: ein wirklich wunderbarer kleiner Film voller Witz und Charme, der es gleichzeitig schafft, tiefgründig zu sein.

Videoprojektion mit schwachen Texten

Den Hauptteil des Abends gestaltete die österreichische Performance- und Videokünstlerin Bella Angora mit ihrem Programm „I refuse to battle, I am not afraid to live“, bestehend aus Video und Gesang.

Die wunderschönen Videoprojektionen wurden von Bella Angora in einem angenehmen Rhythmus gezeigt, der sicherstellte, dass ihre Darstellung immer spannend blieb. Einzig ihre auf Deutsch vorgetragenen, selbstgeschriebenen Lieder konnten sich in das Gesamtgefüge nicht recht einordnen. Während Video und Performance ästhetisch gelungen waren, liess die Qualität der Texte zu wünschen übrig. Ob dies nun bewusst gewählt war, um die ansonsten nahezu perfekt schöne Performance zu brechen, oder ob Bella Angora einfach besser keine Texte schreiben sollte, hat die Kritikerin an diesem Abend nicht erfahren.

Das Festival dauert noch bis und mit Samstag und verspricht grossartige Filme und Gäste: Ein grosser Teil ist den Gründern des Satiremagazins Titanic, F. K. Waechter, Robert Gernhardt, F. W. Bernstein und Arend Agthe gewidmet, die zusammen den Künstler Arnold Hau bildeten. Ausserdem werden „Die Partei“ und „Heimatkunde“ des heutigen Titanic-Reaktors Martin Sonneborn gezeigt. Ein weiteres Augenmerk der diesjährigen Ausgabe von SEH-TANK liegt beim finnischen Filmschaffen, als Langspielfilm wird „The Living Room of a Nation“ von Jukka Kärkkäinnen gezeigt. Zu Gast in Zürich ist mit „Protomembrana“ auch Marcel-lí Roca, früheres Mitglied der spanisch-katalanischen Theatergruppe La Fura dels Baus. Nur schon um zu erfahren, worum es sich bei dieser „grandiosen mechatronischen Show“ genau handelt, lohnt sich ein Besuch bestimmt.

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