Kann man Design exportieren?

Die Veranstaltung

Was: Global Design
Wo: Museum für Gestaltung Zürich
Wann: 14.02.2010 bis 30.05.2010
Bereich: Design

Der Autor

Simon Brühlmann: Simon Brühlmann hat sein Studium an der Uni Zürich in Germanistik, englischer Literatur und Geschichte absolviert. Seit 2011 betreut er als Redaktor den «Leben»-Bund der «Schaffhauser Nachrichten».

Die Kritik

Lektorat: Stefan Schöbi.

Von Simon Brühlmann, 11.3.2010

„I cannot be fired. Slaves are sold“, so steht es auf einem Gehörschutz, welchen Allan Sekula an Bord des Containerschiffs „M/V Sea-Land Quality“ fotografierte. Dieser sarkastische Protest erinnert daran, was sich hinter den Kulissen des „One Click Buy“-Prinzips abspielen muss, welche Strapazen nötig sind, um Computer, Bücher und andere Waren in die warmen Stuben der ersten Welt zu befördern. Solche ermahnende Arbeiten (beispielsweise auch jener Koffer zum Transport lebender Personen) sind die Stärke der Ausstellung „Global Design“ im Museum für Gestaltung Zürich. Sie setzt sich mit den Informations- und Produktionszusammenhängen der globalisierten Welt auseinander, vom Objektdesign bis zum „Design von Lebenswelten“. Auch die grossformatig gezeigte Aufnahme mehrerer gestapelter Goldbarren regt zum Nachdenken an: Die Reproduktion des Bildes ist so farbintensiv, dass eine extreme Präsenz der Goldbarren entsteht. So vermittelt selbst das Abbild noch jenes glänzende Leuchten, welches zur Verheissung und zum Begehren diesen Edelmetalls dazugehört.

Uniformität versus Lokalkolorit

Sehr anschaulich ist auch die Thematisierung von ästhetischer Vereinheitlichung, welcher ein wichtiger Platz eingeräumt wird: Starbucks, Flughäfen aus manchen Dekaden, Sushi ab Förderband – Orte und Dinge, die überall auf der Welt gleich aussehen. In einer Gegenbewegung zu dieser Vereinheitlichung kann die Idee des Ortes wieder zur verwertbaren Marke werden. So etwa beim IKEA-Schaukelstuhl, der wie „Eingeborenen“-Handwerk aussehen soll, bei dem der Käufer aber nicht für den Gegenstand bezahlt, sondern für einen Traum. Er kauft sich ein Stück „Afrika“, einen Hauch von „Exotik“, und er wird vom Ethnokitsch gerne mal verschaukelt.

Heikle Grenze zwischen Kritik und Werbung

Während sich die Ausstellung in der einen Raumecke Konsum- und Kapital-kritisch inszeniert, fährt sie in der gegenüberliegenden Ecke einen heiklen Kurs, der zwischen Darstellen und Werben kaum unterscheidet. Unweit vom Eingang werden etwa das „United Bottle“-Projekt, sowie auch „One Laptop per Child“ dargestellt. Im einen werden PET-Flasche nach Gebrauch für den Hausbau verwendet, im anderen wird Kindern weltweit der Zugang zu Computertechnologie ermöglicht. Der Blickwinkel auf die beiden Projekte gibt jedoch nicht eine Aussenperspektive wieder, sondern folgt der Marketingsicht der Produzenten. Ich bin von beiden Projekten begeistert. Trotzdem ist es nicht nötig, dass diese Werbetexte praktisch unkommentiert in die Ausstellung übernommen werden, ähnlich wie in einer kommerziellen Produktmesse.

Irritiert hat mich auch ein weiteres Detail: Warum müssen zum Betrachten der Bildbände die bereitliegenden weissen Stoffhandschuhe getragen werden? Wird damit nicht just dieser Objektfetischismus heraufbeschworen, der in der Fotografie der Goldbarren oder in der Kapital-kritischen Einstellung anderer Ausstellungsbereiche angeprangert wird? Der Gang ins Museum für Gestaltung sei aufgrund der spannenden Exponate empfohlen. Wie oben angesprochen, erscheinen aber die Auswahl und die Darreichung der verschiedenen Ausstellungsinhalte nicht frei von inneren Widersprüchen.

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