Unterwasserphantasie

Die Veranstaltung

Was: Klara Hobza. Die grosse Basler Gipfelbergung
Wo: Basel, St. Clara, Lindenberg 8 (Gegenüber vom Hirscheneck), Wintergarten
Wann: 05.06.2014 bis 22.06.2014
Bereich: Bildende Kunst

Die Autorin

Tabea Buri: Ethnologin, Jahrgang 1987

Die Kritik

Lektorat: Christian Felix.
Diese Kritik wurde in Auftrag gegeben und bezahlt von: deuxpiece (siehe Unabhängigkeit).

Von Tabea Buri, 8.6.2014

Klara Hobza taucht. Sie tummelt sich aber nicht zwischen bunten Korallenriffen und schillernden Fischen, sondern sie entdeckt die Unterwelt der städtischen Flüsse, die unbekannte Welt unter den Frachtschiffen. In Basel tauchte die Berliner Künstlerin auf den Grund des Rheins und brachte in einer aufwendigen Expedition ein Stück des Flussbetts nach oben in die Basler Altstadt. Die Trophäe (ein Brocken Nagelfluh; typisches Bodenmaterial der reissenden Ströme im Alpenvorland) hat sie nun ausgestellt – gemeinsam mit einem Video und Zeichnungen, die sowohl Vorbereitung wie auch Durchführung des Projekts dokumentieren.

Wirklichkeit und Phantasie

Was sich zunächst nur nach einem humorvollen Experiment anhört, entpuppt sich in der Ausstellung als feinfühlige Hommage an die Unterwasserwelt und an unsere Phantasie. In ihren Zeichnungen zeigt Hobza, wie sie sich das Flussbett des Rheins im Vorfeld als bizarre Berglandschaft vorgestellt hat. Auch wenn sich der tatsächliche Boden viel unspektakulärer zeigte, so war Hobza dennoch begeistert von den Eindrücken, die sie sich im Voraus nicht hätte vorstellen können – die starke Strömung, eine gefundene Pistole, das Farbenspiel im schlammigen Wasser. Mehr als dass sie die Expedition akribisch dokumentiert, erzählt sie in dem Film ihre ganz eigene Geschichte des Unternehmens und lässt dabei dokumentarische Teile unmerklich in inszenierte Szenen übergehen. Schliesslich, so sagt sie, sei die Wirklichkeit häufig noch verrückter als die Phantasie.

Ein Stein in der Altstadt

Eingeladen wurde Hobza von der Kunstplattform deuxpiece, die als Institution ebenfalls auf Reisen ist. Deuxpiece ist nicht in einer fixen Galerie angesiedelt, sondern sucht die Ausstellungsorte entsprechend der Kunstwerke aus. Für Hobzas Werk wurde eine Location in unmittelbarer Nähe zum Rhein gewählt, wo der geborgene Stein vor einem Fenster mit Blick auf die Basler Altstadt präsentiert ist. Hobzas Werk ergänzt hier die bekannte Ansicht auf Basel mit einem bisher unbeachteten Element, das doch immer im Zentrum der Stadt gelegen hat – auf dem Grund des Rheins eben.

Klara Hobza wird weiter tauchen. In ihrem Langzeitprojekt Diving through Europe schwimmt sie Stück für Stück entlang der europäischen Flüsse von Rotterdam bis zum schwarzen Meer. Wenn sie ihre Arbeit weiterhin mit der erfrischenden Kombination von Ernsthaftigkeit und Humor angeht, kann sich Europa freuen.

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