Tinu Heiniger und Bänz Friedli: Heiniger Abend und Friedli auf Erden

kulturkritik.ch - Bildmaterial zur Verfügung gestellt

Die Veranstaltung

Was: Tinu Heiniger und Bänz Friedli: Heiniger Abend und Friedli auf Erden
Wo: Im Hochhaus, Limmatplatz
Wann: 29.11.2013 bis 30.11.2013
Bereiche: Performance, Theater

Die Autorin

Nadine Burri: Jahrgang 1981, studierte Germanistik und schreibt an einer Dissertation zu alter Geschichte und Literatur, Redaktionsmitglied des Elfenbeintürmers (Historikermagazin der Universität Zürich)

Die Kritik

Lektorat: Fabienne Schmuki.
Diese Kritik wurde in Auftrag gegeben vom Migros-Kulturprozent (siehe Unabhängigkeit).

Von Nadine Burri, 30.11.2013

Direkt versus herzig, schnell versus langsam: Die Emmentaler Bänz Friedli und Tinu Heiniger treffen auf Zürich. Der Satiriker und der Mundart-Sänger betiteln ihr Programm mit einem Augenzwinkern als «Antwort auf Bo Katzmann» – was auch immer das für den Zuschauer bedeuten mag. Die Bühne ist mit zwei Bistrotischen, zwei Stühlen und einem Standmikrofon in der Mitte ausgestattet. Viel Platz also für die beiden Männer, die einander leger in Jeans, Hemd und Turnschuhen gegenüber sitzen.

Nicht heilig, aber friedlich

Bänz Friedli spricht über die Tücken der Technik, Politik und mundartgesteuerte Navigationsgeräte als «Gipfel des Föderalismus». Gekonnt schlüpft er in die Rolle von Politikern und parodiert Sportler ebenso wie Schweizer C-Promis. Friedli wechselt von einem Dialekt nahtlos zum nächsten und nimmt dabei auch sich selbst nicht so ernst. Als Berner zu Besuch in Zürich fehlen auch die interkantonalen Sticheleien nicht, selbstverständlich liebevoll gemeint. Dem vorwiegend älteren Publikum gefällt’s und der Satiriker erntet spontanen Applaus.

Tinu Heiniger bleibt seinem Metier treu: Mit seiner Gitarre und bernischer Mundartmusik schafft er ruhige Pausen zwischen Friedlis temporeichen Sprüchen. Auf der Klarinette zeigt er zudem gekonnt, was in ihm steckt und begeistert damit seine Zuhörer. Dennoch sind die musikalischen Einlagen etwas lang(sam) – vielleicht nur für den Zürcher.

Immer wieder kommt das Gefühl auf, dass die beiden ein freundschaftliches Treffen auf der Bühne abhalten, wenn sie sich mit spontanen Sprüchen und Einlagen unterbrechen und beinahe aus dem Konzept bringen. Dadurch wirkt das Programm nicht stur einstudiert, sondern fast schon familiär.

Vertauschte Rollen

Was die beiden mit ihrem Auftritt bezwecken? «Schön singe und dumm schnurre» – und dies auch gerne mal in vertauschten Rollen. Tinu Heiniger wagt sich in Anlehnung an «verbale Ausrutscher» anderer Liedermacher wie Mani Matter an eine «Ballade der Schimpfwörter». Ein neuer Mani Matter ist er nicht, wenn auch insbesondere die «bärndütsche» Schimpftiraden für einige Lacher sorgen. Bänz Friedli hingegen versucht sich im Duett mit seinem Sängerkollegen und nimmt dabei das Publikum als Chor zur Unterstützung. Wie er selbst zugibt, ein verkappter Sänger steckt nicht in ihm.

Alles in allem sorgen die zwei Berner für einen erheiternden Abend mit «sauglatter» Unterhaltung und nehmen es dabei «gäng gmüetlech»…

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