Interdisziplinäres Apfelstehlen

Die Veranstaltung
Was: Trans-Form. Interdisziplinäre Performance
Wo: Theater der Künste, Bühne A
Wann: 02.02.2012 bis 04.02.2012
Bereiche: Performance, Theater
Die Autorin
Katalin Leichtfried: Jahrgang 1978, Künstlerin und Autorin, studiert Germanistik und Slawistik. Kürzlich ist ein Teil ihrer Gedichte in Druck erschienen.
Die Kritik
Lektorat: Lukas Meyer.
Diese Kritik wurde in Auftrag gegeben und bezahlt von: Zürcher Hochschule der Künste (siehe Unabhängigkeit).
Von Katalin Leichtfried, 15.2.2012
Am Anfang der Zeit der Interdisziplinen brachen das Licht, der Klang und die Spur der Bewegung an einem Transtag auf, um ihren eigenen Dualismus zu formen oder einfach einen Apfel zu stehlen und dann alles auf den Schatten zu schieben. Auf dem Atemweg bekam das Licht das feine Gespür, dass vielleicht der Apfel vom Klang verklängt worden ist.
So fragt das Licht den Klang: Wohin hast Du den Apfel unseres Mitstreites vertönt?
Darauf der Klang: Du weises, weisses, eiseneifriges Licht. Dann hast Du noch die Bewegung der ewigen Wiege nicht gefragt.
Und das Licht: Du lügst! Du verfälschte Harmonie des betönten Himmels. Ich sehe in deinen Augenäpfeln deine List.
Hinzu kommt eine Frage. Und als sie den Verdächtigungen des Lichts ausgewichen ist, fängt das Licht an, sich politisch zu verändern, beugt sich als Bewegung, vibriert wie der Klang. Und dann starrt und stolpert die Bewegung, schluckt den Klang mit seinen Schatten der Dunkelheit.
Dieser Prozess erweitert den Sinn der Wahrnehmung der drei Elemente. Physisch und psychisch stürzt er sich innerhalb und ausserhalb der räumlichen Grenzen. Die Bühnenarena ist ein weiss belichtetes „Schwarzes Quadrat” à la Malevitsch – ein Symbol des unendlichen Nichts. Es projiziert die Urangst vor dem elementaren Kampf, die uns heutzutage wegen der verlorenen Vertrautheit in der Erlernfähigkeit der Urelemente hindert, in diese Auseinandersetzung hinein zu steigen.
Wer sind die Apfeldiebe?
Diesen Einstieg in den Dialog des Machtstreites des Lichtes, der Bewegung und des Klanges wird von Angela Stöcklin, Jan Schacher und Marie-Cécile Reber ohne Glaszerbrechen einer Hass-Liebesgeschichte ermöglicht. Die Arena ist ausgerüstet für die Verstärkung des Lichtes, um mit ihrem Schattenspiel von den fernöstlichen, weissen Papierschiebevorhängen eine heftige Attacke aufzunehmen.
Es ist eine innere und äussere Spannung gleichzeitig. Die Schritte des Körpers, die Metamorphose des Lichtes und die Viel-Fächer des Klanges fallen für einen Moment zusammen, wo alle sich nach einer anstrengenden Schlacht versinkend in der Erinnerung des hineingebissenen Genusses der disziplinierten Harmonie ausruhen.
So erscheint die Bühne kurz als ein Schlachtfeld des Lichtkämpfers Jan Schacher, der Tonfechterin Marie-Cécile Reber und der Tanzschrittreiterin Angela Stöcklin. Dennoch stürmt der Elemementarzorn des Platz- und Apfelbesitzens vor. Auf einmal werden alle Kapitel des Krieges und des Friedens vertolstojt von einem Zenklangabschlussfaust.
Wie schmeckt der Apfel?
Am Ende der Geschichte kommen die drei alten Weisen: Minimalismus, Inter und Trans, um den Kampf zu entscheiden. Sie sind der Kern dieses Stückes, der immer mehr fortgesetzt wird und sich in einer unendlichen Geschichte des Apfelbeissens erschöpft. Die Minimalismus ist wie ein Kampf, den man eventuell für mini halten dürfte, aufgeführt. Inter bedeutet die Zwischenelementarenvermittlung des Kampfes und Trans meint die Verspieltheit der Form der drei Allegorien – Licht, Klang, Bewegung sein.
Kurzschluss: Auf dem Kopf gefallener Apfel wartet nicht so lange auf die Reifezeit. Die Transformation ist sehr gut gelungen. Das ganze Stück hat eine strukturierte Dynamik und gibt das Gefühl einer unendlichen Fortsetzung der Kritik somit der Selbstkritik der physischen und psychischen Grenzen der Formen. Und wenn jemand statt Apfelmus noch Strudelsehnsucht hat, dann sollte er die Sahne vorbereiten.