Marmelade im Keller

kulturkritik.ch - Bildmaterial zur Verfügung gestellt

Die Veranstaltung

Was: Mir händs nötig 2.0
Wo: Starkart Art Exhibitions Zürich
Wann: 01.03.2012 bis 31.03.2012
Bereiche: Bildende Kunst, Keine

Die Autorin

Katalin Leichtfried: Jahrgang 1978, Künstlerin und Autorin, studiert Germanistik und Slawistik. Kürzlich ist ein Teil ihrer Gedichte in Druck erschienen.

Die Kritik

Zu dieser Veranstaltung wurde eine weitere Kritik verfasst.

Von Katalin Leichtfried, 19.3.2012

«Mir händs nötig» hatte so es nötig, dass er sofort fort rannte, um in der Keller-Ecke den Kühlschrank zu entern. So wollte er noch einen kurzen Scheublick ins Licht werfen, winkte der Schleuderangst von dem montierten Monitor zu und zeigte der Moni das Ohne-Knie-Hinken-Doll. «Mir händs nötig» ging mit leeren Händen zum Ofen, der gerade offen schlief, und offerierte gebackene Konfitüre.

Solche Türen wurden von einem jungen Künstler im Keller installiert. Sein bemerkenswerter Humor satyrisiert die vier Elemente ohne Bodenerde im Raum der Küchen- und Waschkonstruktion. Er projiziert sich selbst und metaphorisiert sich gleichzeitig zu einem Küchenschrank-, Waschmaschinen- und Ofenbewusstseinzustand.

Etagenmarmelade

Und «Mir händs nötig» erweiterte seine Etage. Oben fand er von Kathrin Spühler eine Mischung von Blaubeerenrevolution auf den Kurven und von Netzhosen. Bei ihr kooperiert das „N“ mit der Impulsivität der Ausdruckskraft der Toupiergesellschaft. Sie überschreitet die Grenze der Malerei. Weiche, ausgemalte Linien werden durch eine Dynamik des Raumes verhärtet. Es gibt keinen Rahmen der Aussage, wie das Bild selbst nicht danach verlangt.

So schmeckte es «Mir händs nötig» bei Kathrin. Danach sprang er bei Ekin Senan vorbei, um weitere Beeren zu entdecken. Sie kocht etwas «street art» mit experimenteller Kunst zusammen, was fortstreitend und fortschmeckend nicht nur in ihren Farben ist, sondern auch in ihrer spielerischen Art Ein Beispiel: ein Bild in zweien oder zwei in einem? So fordert Ekin die Sinne des Betrachters heraus.

Überall in den Räumen zeigte der Fotograf Hugo Nahaufnahmen von sechsbeinigen Insektenrinden und verbindet die Gier nach der Erklärung mit hitzigen Witz über die Natur: „Can you feel the love in the air?“ So wird die Achtung von unserer zerfallenen Welt auf die „I“-Tiere gelenkt. Eine sehr gute Kollaboration in der Ö-Aktion.

Von oben nach unten ein Teeabend mit verhörten Eichhörnchen und weggebutterten Vogelbeinelementen und von unten nach oben sieht man, tort der grosse Hase zweimal geführt von der Nase auf Bauchnabel-Kabelkiosk.

Und neben dem von unten geführten Hasen rayt das streetart nicht nur streettree, sondern tagt und nacht nackt unter der Asphaltpartisanakt.

War es nötig?

«Mir händs nötig» hat vieles gefunden. Verschleuderten Erdbeerengeschmack, revolutionäre Brombeeren, verspielte Kopfnasehasen und die küssende Barbamama mit Käferbeinillusion.

Sicher benötigt man solche Kunstaktionen, die wie starkart schon mehr als drei Jahre die Stadtkultur nicht nur fördern, sondern herausfordern. So bleibt die Kunst für den Zuschauer erreichbar, was nicht für die Allgemeinheit der Galerien charakteristisch ist.

Hier gibt es viel Mischgeschmack wie Konzerte und Performance – nicht nur in diesem Monat, sondern im ganzen Jahr. Starkart konzipiert ein Grundbedürfnis auf dem Kunstmarkt nach zugänglicher Kunst. Deshalb sollte man sich nicht vor dem Fruchtgeschmack fürchten. Es bereichert die Tastenzungenfläche mit erörteter Gegenwartskunst, die nicht nur Zürich ansteckt, sondern auch die Apfel-Marroni-Kirschkantons mit und ohne Bären.

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