Bleibende Werte

Die Veranstaltung

Was: Jubiläumsausstellung 50 Jahre Verlag Ernst Scheidegger / Scheidegger & Spiess
Wo: PopUp Store Zürich
Wann: 16.08.2012 bis 25.08.2012
Bereiche: Bildende Kunst, Design, Film+Fotografie

Die Autorin

Gabriele Spiller: Kulturvermittlerin, Journalistin und Autorin: http://gabriele-spiller.jimdo.com

Die Kritik

Lektorat: Anja Wegmann.
Diese Kritik wurde in Auftrag gegeben und bezahlt von: Verlag Scheidegger & Spiess (siehe Unabhängigkeit).

Von Gabriele Spiller, 20.8.2012

Ein Abend mit guten Freunden war das Eröffnungsfest zur Jubiläumsausstellung des Verlags Scheidegger & Spiess: gute Freunde unter Zürcher Lesenden und Schreibenden, die sich wieder einmal trafen. Und gute Freunde, die man unter den komplett ausgestellten Büchern des Verlags wieder entdeckte. Da sind die hervorragenden Autoren und Fotografen, die man gar nicht einzeln nennen darf, will man den nicht Erwähnten kein Unrecht tun. Da sind die Künstlerpersönlichkeiten, die der Verleger Ernst Scheidegger bis heute in den Mittelpunkt seines Programms rückt. Und wie gute Freunde entdeckt man auch die herrlichen Ausstellungskataloge wieder, mit denen der Verlag seit Jahrzehnten Schweizer Museen ausstattet.

Künstlerfreundschaften prägen das Programm

Kunst, Fotografie und Architektur sind die drei Säulen von Scheidegger & Spiess. Auf dem heiss umkämpften Büchermarkt hat der Verlag seit 50 Jahren seinen festen Platz. Rund 300 Titel wurden bisher publiziert. Im temporären PopUp Store (Neugasse 41, 8005 Zürich) sind sie noch bis 25. August lückenlos anzuschauen. Dafür holte Scheidegger auch Preziosen aus dem Archiv, die lange vergriffen und unverkäuflich sind. Ein Schicksal, das nicht wenige seiner Veröffentlichungen ereilte. «Mal kam etwas heraus, mal nichts. Es war etwas erratisch, ob und wann ein Buch erschien», kommentiert Vertriebschef Patrick Schneebeli ironisch das Verlagsprogramm.

Am Anfang standen Künstlerfreundschaften, die Ernst Scheidegger, selbst Maler, Gestalter, Fotograf, Galerist, Filmer und Redaktor, pflegte. Insbesondere zu Alberto Giacometti, den er in den 40er Jahren im Militärdienst in Maloja GR kennenlernte, verband ihn eine enge Beziehung. «Aber auch das Buch über Miró lag mir am Herzen», führt der anwesende Verleger aus. «Das hat sich früher am schlechtesten verkauft; heute ist es umgekehrt.» Scheidegger liess sich auch nicht beirren und druckte die Künstlermonografien mit Farbaufnahmen. «‹Du spinnst›, musste ich immer wieder hören», erzählt der Senior, «das sei viel zu teuer im Druck.»

Jedes Buch ist ein besonderes Buch

Scheidegger & Spiess-Publikationen zeichnen sich bis heute durch ihre hochwertige Ausstattung aus. Auf die Haptik wird Wert gelegt. «Es gehört zur Verlagskultur zu schauen, dass jedes Buch ein besonderes Buch wird», beschrieb Verlagsleiter Thomas Kramer den Entwicklungsprozess. Eine Entdeckung ist beispielsweise der Bildband «Chandigarh 1956». Scheidegger verfolgte persönlich den Bau der indischen Retortenstadt durch Le Corbusier. «Dem Corbusier hat das nicht gepasst», erinnert er sich. «Er wollte seine Bauten nicht in Arbeit zeigen, sondern erst, wenn sie fertig sind.» Deshalb zog sich die Produktion des Titels, der beeindruckende Bilder Indiens aus der Mitte des letzten Jahrhunderts enthält, bis ins Jahr 2007 hin.

Heiner Spiess sollte den Verlag fortführen und weitete das internationale Geschäft aus. Er verstarb vor sechs Jahren. Ernst Scheidegger ist mit seinen Ideen immer noch aktiv. Seine Motivation ist dieselbe wie bei der Gründung des Verlags: schöne Bücher für gute Freunde zu machen.

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