Trias aus Tanz, Musik und Licht

kulturkritik.ch - Bildmaterial zur Verfügung gestellt

Die Veranstaltung

Was: Hideto Heshiki/serioushobbys & Christoph Stiefel: Tale of a Honeybee
Wo: Tanzhaus Zürich
Wann: 23.05.2012 bis 26.05.2012
Bereich: Tanz

Der Autor

Moritz Weber: Jahrgang 1976, studierte Klavier an den Musikhochschulen in Zürich und München sowie Kulturpublizistik an der ZHdK. Er lebt als freischaffender Konzertpianist, Kulturjournalist und Klavierpädagoge in Zürich.

Die Kritik

Lektorat: Gabriele Spiller.
Diese Kritik wurde in Auftrag gegeben und bezahlt von: Tanzhaus Zürich (siehe Unabhängigkeit).

Von Moritz Weber, 24.5.2012

Die Uraufführung von «Tale of a honeybee» im Tanzhaus Zürich kam beim Publikum gut an und war ausverkauft. Für den ersten Teil ihres Programms hatten sich die drei Künstler tatsächlich von der Biene inspirieren lassen: Sie griffen ihre Anatomie, ihre Bewegungen, ihr Verhalten, ihre Farben und ihren Sound auf und übersetzten diese Elemente in eine Reihe von dramaturgisch aufgebauten Variationen. Der zweite Teil erschien dann eher als freie Improvisation der drei Kunstdiziplinen mit nur noch rudimentärer Bienensymbolik.

Das Leben einer Biene

Das gemächliche Sich-Herausschälen der Jungbiene und das erste Ausbreiten ihrer zarten Flügel wurde vom Tänzer Hideko Heshiki als Silhouette auf eine schleierartige Folie gezaubert, welche durch die Lichtkünstlerin Fiona Zolg mit verschiedenen Farbschattierungen bespielt wurde. Auch der emsig-repetitive Arbeitsalltag der Biene und ihr dramatischer Todeskampf wurde überzeugend choreographiert, unterstützt durch die immer wieder überraschenden Klänge des Pianisten Christoph Stiefel.

Ein-Mann-Orchester

Am präparierten Flügel erweckte Stiefel zeitweise den Klangeindruck eines ganzen Ensembles. Schnarrende und summende Sounds ergänzten seinen schönen Klavierton und zusammen mit den an Minimal Music erinnernden Ostinati entstand ein stilisierter, wabernder Bienen-Soundscape. Auch Loops und Playbacks setzte er ein, um das Klangspektrum zu erweitern. In einer witzigen Episode entfernte er sich dank dieser elektronischen Finesse vom Klavier und verwendete auf den Boden projizierte Lichtflächen als imaginäre Klaviatur.

Kraftakt

Heshikis Tanzstil war stets energiegeladen, in den schnellen Passagen fast sportlich, besonders die Arm- und Beinarbeit war sehr impulsiv. Scheinbar mühelos absolvierte er das anstrengende, 50-minütige Solo. Seine Choreographie wirkte zwar leicht, aber immer auch sehr bodenhaftig, wahrscheinlich wegen dem fast vollständigen Fehlen von Sprüngen und «Grand battements». Besonders eindrücklich war Heshikis Ausdruckskraft in den langsamen oder statischen Passagen, welche er mit körperlicher Intensität auszufüllen vermochte. Durch seine Körperbeherrschung gelang ihm an einer Stelle sogar die Illusion, dass sein Körper knapp über dem Boden schwebte. Weniger überzeugend war die letzte schnelle Variation, gemeinsam improvisiert mit dem Pianisten, welche zu wenig stringent geriet an diesem Abend.

Perfektes Finale

Die letzte Szene war ein ideales Beispiel für Bühnenpoesie. Die drei Künstler, beziehungsweise Kunstdiziplinen, verabschiedeten sich klar voneinander getrennt, aber trotzdem als verschmolzenes Ganzes vom Publikum. Die zum Schluss honiggolden beleuchtete Folie reflektierte in Heshikis Gesicht und bildete gleichzeitig auch ein Pendant zum goldbraunen Inneren des Flügels. In den langsam verklingenden Klavierrhythmen und im schwächer werdenden Licht bildete sich ein Dreieck aus Bewegung, Musik und Licht, in welchem sich sanft angedeutet noch einmal die Silhouette der Biene erkennen liess.

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