Ein Spaziergang durch Paradiese

Die Veranstaltung
Was: ZHdK Szenografie: Paradies
Wo: Theater Spektakel, Landiwiese openair
Wann: 25.08.2011 bis 29.08.2011
Bereiche: Bildende Kunst, Design, Theater, Theater Spektakel 2011
Die Autorin
Gabriele Spiller: Kulturvermittlerin, Journalistin und Autorin: http://gabriele-spiller.jimdo.com
Die Kritik
Lektorat: Fabienne Schmuki.
Diese Kritik wurde in Auftrag gegeben und bezahlt von: Zürcher Theater Spektakel (siehe Unabhängigkeit).
Von Gabriele Spiller, 26.8.2011
Es gibt wohl kaum einen Künstler, der sich nicht schon mit dem Thema Paradies auseinander gesetzt hätte. Und die Suche nach dem Paradies führt nicht selten zu der Erkenntnis, dass wir es bereits hier, auf der Erde, und jetzt, erleben – egal, wie grau sich der Alltag gestaltet. Auch die meisten Szenografie-Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste kommen in ihren Installationen am Theater Spektakel zum Schluss, dass das Paradies nur in unseren Köpfen stattfindet. Das gibt uns die Chance, es auf der «szenografischen Erkundung eines imaginären Ortes» auf der Landiwiese wieder einmal bewusst zu explorieren.
Wer sich nicht auf eine zufällige Begegnung mit den Installationen einlassen will, findet einen hellblauen kommentierten Lageplan bei den acht Stationen. Beginnend am Festivalbüro wirft Janina Reimann den Paradiessucher gleich auf sich selbst zurück: Ihre kaleidoskopartige Spiegelbox zeigt viele Facetten des Ichs. Auch Julia Nussbaumers Erdhügel mit dem Spiegelsee reflektiert die Erkenntnis «Alles beginnt mit der Sehnsucht». Sehr profan ist Katharinas Meiers Raum der Erleichterung. Sie erklärt den Toilettenwagen zum Paradies.
Paradies als kollektive Erinnerung
Poetisch kommt Linda Rothenbühlers über- und zweidimensionaler Vogelkäfig daher; der Betrachter weiss nicht, ob er sich «drinnen oder draussen» befindet. Einen völlig anderen Zugang findet Annina Geeser, die mit ihren roten Klangglocken unser Gedächtnis aktiviert. Erzählende kramen die Märchen ihrer Kindheit wieder aus, die sich als kollektive Erinnerung erleben lassen. Der unmittelbare(re) kindliche Zugang zum Paradies lässt sich auch auf der Landiwiese beobachten. Die verspielten Paradies-Stationen werden von den Kindern erobert, wie auch Balz Bosshard an seiner Arbeit bemerkt. Die kleinen Besucher stürmen die Treppe hinauf und wundern sich, dass die Welt Kopf steht.
Paradies als gemeinsame Suche
Zwei weitere Installationen findet man auf der Saffainsel: Moïra Gilliéron sucht den perfekten Ort am anderen Ufer und Andrea Schmidlin entlarvt die paradiesischen Versprechungen der Werbung. Insgesamt hat die Szenografie-Gruppe einen interessanten und unterhaltsamen Beitrag zum Theater Spektakel abgeliefert, der von den Besuchern auch gerne genutzt wird. Darüber hinaus lohnt es sich, das Gespräch mit den bei ihren Werken stehenden Machern zu suchen, und gemeinsam etwas über das Paradies zu philosophieren, den Ort ohne Ort.