Gelungene Aufbereitung

Die Veranstaltung

Was: Kammermusik und elektroakustische Werke von Riehm, Kreidler, Pousseur, Dhomont
Wo: Zürcher Hochschule der Künste, Kleiner Saal, Florhofgasse 6
Wann: 29.03.2011
Bereich: Musik

Der Autor

Leo Hofmann: Jahrgang 1986, studiert Musik und Medienkunst an der Hochschule der Künste Bern und arbeitet Teilzeit im Institut für Transdisziplinarität.

Die Kritik

Lektorat: Gabriele Spiller.
Diese Kritik wurde in Auftrag gegeben und bezahlt von: Zürcher Hochschule der Künste (siehe Unabhängigkeit).

Von Leo Hofmann, 31.3.2011

An der Zürcher Hochschule der Künste wurde im Rahmen eines Symposiums mit dem Titel «Kreative Neudeutung» ein Konzert mit Stücken von Johannes Kreidler, Rolf Riehm und Francis Dhomont gegeben. Obschon die Komponisten mit sehr unterschiedlichen Ansätzen an ihre Werke herangehen, ist ihnen ein Aufgreifen und Verarbeiten bestehender Formen und Materialien gemeinsam.

Spiel mit Zitaten

Der junge Komponist und Aktionskünstler Johannes Kreidler erweitert in seinem Klavierstück 5 den Tonumfang der Klaviatur mittels einer vierkanaligen Tonbandzuspielung. Der Pianist interagiert per Metronom mit den Einspielungen eines Tonbandes. Mit Zitaten aus der Klavierliteratur, Aussenaufnahmen und Versatzstücken des eigenen Materials wird ein spannendes Spiel rund um Autorschaft und Kopie aufgezogen. Die Beziehung zwischen Instrument und Tonband ist lebendig gestaltet und mit vielen Wechseln versehen. Der Pianist See Siang Wong spielte das Stück mit der angebrachten Glattheit. Das Kontinuum mit Melodie, ebenfalls von Kreidler, konnte trotz seines interessanten Konzepts klanglich nicht an den ersten Beitrag anknüpfen. Einem Choral Monteverdis wird über Verfremdung und Modulation eine zweite Ebene beigefügt. Diese erfolgen in harten Wechseln und vermitteln eher den Eindruck eines Durchschaltens von Effekten als einer autonomen musikalischen Ebene.

Leichtigkeit und Intensität

Die nächsten zwei Beiträge von Rolf Riehm unterstanden ebenfalls dem Prinzip der Neudeutung. In Gracieusement versucht der deutsche Komponist die Leichtigkeit eines Werkes von Rameau aufzugreifen. Dies gelingt ihm auch vollends, mit einer für die zeitgenössisch klassische Musik untypischen Nonchalance. Der Höhepunkt des Abends sollte jedoch sein zweites Stück namens Fioretti Within My Bosom werden, das eine Kantate von Bach zitiert. Die entnommene Melodie wird variiert und permutiert. Ein Trio von Klavier, Klarinette und Cello bot das Stück mit grosser Intensität dar.

Zum Abschluss mischte Germán Toro-Pérez live das achtkanalige Phonurgie von Francis Dhomont, wobei die Neubearbeitung darin bestand, es gedanklich der musique concrete zu verpflichten. Tatsächlich konnte es die Ideen des Vorbildes veranschaulichen und unter den Prämissen einer fortgeschrittenen Technik in eine Reifeform überführen. Allein der Bezug zur einer geräuschhaften Realwelt fehlte im Vergleich zu den Originalen von Pierre Schaeffer.

Der Abend wurde seinem konzeptuellen Rahmen gerecht und vermochte es, eine anregende Mixtur verschiedener Zeiten und Ansätze zu verbinden.

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