Nice to have met you

Die Veranstaltung

Was: Die Visionärrinnen
Wo: Cabaret Voltaire
Wann: 23.08.2011 bis 26.08.2011
Bereiche: Performance, Theater

Die Autorin

Gabriele Spiller: Kulturvermittlerin, Journalistin und Autorin: http://gabriele-spiller.jimdo.com

Die Kritik

Lektorat: Stefan Schöbi.
Diese Kritik wurde in Auftrag gegeben und bezahlt von: Zürcher Hochschule der Künste (siehe Unabhängigkeit).

Von Gabriele Spiller, 25.8.2011

Nett, Sie kennengelernt zu haben. Ja, es war nett. Jennifer Lee und Lena Natus sind zwei wunderbare Jungschauspielerinnen, die ihre Rollen, Mina Loy und Sophie Taeuber-Arp glaubwürdig verkörpern. Sie sind hübsch anzuschauen, sprechen schön, singen, tanzen und musizieren ein wenig. Auch ein Musiker, Tom Huber, wird als Hans Arp eingeführt. Sein Verbleib ist jedoch irgendwann «off-scene».

Und sonst? «Die Visionärrinnen» ist eine kurzweilige, aber harmlose Revue, die ihr Format und eine Aussage sucht. Aus den überaus spannenden Biografien der Avantgardistinnen Loy und Taeuber-Arp hat Natus ein fünfzigminütiges szenisches Spiel gemacht, das ohne Überraschungen dahin plätschert. «Die Ankündigung klang spannender als das Stück dann war», meinte ein Besucher – dem ist wenig hinzuzufügen.

Vision gesucht

Die Leben der unkonventionellen Künstlerinnen, ihre Reisen, die grossen Persönlichkeiten, die sie vor allem in den ersten 40 Jahren des letzten Jahrhunderts kennenlernten – all das klingt irgendwo an, dümpelt aber sachte an der Oberfläche. Die im interessant gestalteten Programm aufgeworfenen Fragen «Was ist eine Vision?» (Eine Philosophie? Ein Bahnbrecher? Oder gar nichts?) bleiben offen. Und die spannende Zuspitzung «Was heisst es, eine Frau zu sein und eine Vision zu haben?» wird (bis auf den Hinweis, dass Sophie immer «die Frau von…» war) genauso wenig ausdifferenziert. (Sie ist übrigens auch die Frau auf unserem 50 Frankenschein.)

Englischkenntnisse empfohlen

Das von Natus auf Deutsch und Lee auf Englisch vorgetragene Programm folgt einer chronologischen Erzähllinie mit kreativen Einsprengseln. Doch es ist kaum vorstellbar, dass experimentalistische Powerfrauen wie Taeuber-Arp und Loy so emotionslos und flach durchs Leben gesegelt sind, wie es sich auf der kleinen Bühne des Cabaret Voltaire darstellt. Nichts gegen die Kammerspiel-Atmosphäre des herrlich dadaistischen Ambientes! Aber zwei derart dramatische Lebensgeschichten mit Liebe, Lügen, Leidenschaft, Eitelkeit, Egozentrik, mysteriösen Toden und Verschwinden verdienen einen höheren Wellenschlag auf der Gefühlsebene.

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