Kurz und gut!
Die Veranstaltung
Was: 15. Internationale Kurzfilmtage Winterthur
Wo: Winterthur
Wann: 09.11.2011 bis 13.11.2011
Bereich: Film+Fotografie
Der Autor
Dominik Wolfinger: Dominik Wolfinger ist geboren und aufgewachsen im Fürstentum Liechtenstein. Nach der Sekundarschule schloss er eine Lehre als Chemielaborant ab. Seit 2010 studiert er an der Zürcher Hochschule der Künste Dramaturgie.
Die Kritik
Lektorat: Lukas Meyer.
Diese Kritik wurde in Auftrag gegeben und bezahlt von: Internationale Kurzfilmtage Winterthur (siehe Unabhängigkeit).
Von Dominik Wolfinger, 20.11.2011
Winterthur öffnete auch dieses Jahr wieder seine Tore und feierte mit der Elite des internationalen Kurzfilms das 15. Kurzfilmfestival vom 9.11. bis zum 13.11. unter dem Motto «Africa is ….». Während fünf Tagen wurden über 200 Kurzfilme, von Filmemachern aus der ganzen Welt, in verschiedenen Programmen präsentiert und gestalteten dadurch ein buntes Filmfest, welches für jeden Geschmack das passende Genre bot.
Ein mannigfaltiges Programm
Durch den Programmschwerpunkt «Africa is …» wurde das Augenmerk auf Filmkünstler aus dem schwarzen Kontinent gelegt, denn trotz einer Vielzahl von herausragenden Filmen blieb bisher der afrikanische Film weitestgehend aus den europäischen Kinos raus. Aus diesem Grund setzten die Organisatoren des Kurzfilmfestivals Afrika in das Zentrum und bewiesen mit den gezeigten Werken, wie «Mwansa the great» und «Deweneti», dem Publikum das Potential des afrikanischen Kurzfilms in seiner märchenhaften Erzählweise.
Ein weiteres Highlight war der Programmpunkt „Hilfe. Die Schweiz kommt!“, in welchem Zeitdokumente aus 50 Jahren Geschichte der humanitären Hilfe der Schweiz gezeigt und kritisch hinterfragt wurden. Auch «5x5x5» weckte einiges Interesse. In diesem Programm wurde fünf Regisseuren aus fünf Kontinenten die Aufgabe gestellt, fünf Kurzfilme zu drehen. Zusammen arbeiteten die fünf Regisseure mit Filmstudenten der Zürcher Hochschule der Künste an einem Dokumentarfilm über «Winterthur – eine Schweizer Industriestadt im Wandel».
Belohnung für viel Arbeit
Nebst vielen weiteren Programmen bildeten die Wettbewerbe einen wichtigen Kern der Kurzfilmtage. Der internationale Wettbewerb, in welchem Filmemacher aus der ganzen Welt ihre Werke einreichen konnten, und der nationale Wettbewerb, welcher nur für Schweizer Filmemacher gedacht war. Aus über 4000 eingegangen Filmen wählten die Kuratoren 51 Filme aus und überliessen jede weitere Kritik der Jury und dem Publikum. Nach vier Tagen wurden schliesslich die Gewinner an der Preisverleihung geehrt.
Einer der stolzen Gewinner war der Schwede Johannes Nyholm mit seinem Film «Las Palmas», einem liebevollen und aberwitzigen Marionettenfilm mit nur einer Darstellerin, nämlich der einjährigen Tochter des Regisseurs. Diese befindet sich als Touristin in einer Hotelbar, in welcher ihr nur gleichgrosse Marionetten Gesellschaft leisten. Mit ordentlichem Durst und Appetit feiert die kleine Darstellerin den Abend ihres Lebens und kümmert sich herzlich wenig um die Blicke der anderen Gäste. Ein Film, der einen in den Bann einer kleinen Welt zieht und mit vielen Lachern fesselt. Der Film «Las Palmas» gewann den Publikumspreis, dotiert mit 10’000 Franken.
Freuen durfte sich auch der Schweizer Fabio Friedli, der gleich zwei Preise abräumte. Für seinen Animationsfilm «Bon Voyage» bekam Friedli den Schweizer Preis in Höhe von 8’000 Franken und den Preis für den besten Schulfilm dotiert mit 5’000 Franken. Das einfach gezeichnete Werk bricht rasch die Fassade des lustigen Zeichentrickfilms und erzählt mit sehr viel schwarzem Humor die brutalen Zustände, die afrikanische Flüchtlinge auf ihrer Reise erleben. Ein Film, bei dem man lachen muss, wenn man weinen möchte.
Weitere Preise
Den mit 12’000 Franken dotierten Hauptpreis bekam Farid Bentoumi für sein Werk «Brûleurs». Eine Geschichte von fünf jungen Männern, die von Algerien nach Europa fliehen. Ihre Reise birgt einige Gefahren, da sie mit einem einfachen Schlauchboot das Mittelmeer durchqueren müssen. Ein Werk mit starken Bildern und vielen Emotionen.
Eine amüsante Interpretation der Pornografie bot der Deutsche Johannes Dullin mit seinem Beitrag «Threesome». Harmlos fängt der Film mit einer jungen Dame wartend auf einer Couch an. Rasch kommen zwei Männer zu ihr und die ménage à trois beginnt. Dabei verliert aber keiner der Darsteller auch nur irgendein Kleidungsstück. Vielmehr werden die Kleidungsstücke Objekte der Begierde, wodurch sich ein witziges und interessantes Spiel entwickelt.
Schlussendlich ging der Schweizer Kamerapreis in Höhe von 8’000 Franken an Gabriel Lobos für seine Arbeit in Jean-Francois Vercassons Film «Le début de la fin». Ein sehr intelligent gebauter und spannend inszenierter Film über einen jungen Mann, der mit der Freundin seines besten Freundes einen Abend verbringt. Doch stellt ihn diese immer wieder vor Herausforderungen, indem sie ihren Begleiter nach allen Regeln der Kunst verführt.
Alles in allem bot das 15. internationale Kurzfilmfestival vier Tage mit zahlreichen Filmen auf höchstem Niveau. Doch nicht nur die Zuschauer waren von dem Festival begeistert, auch die Organisatoren freuen sich, denn mit 15’500 Besuchern wurde ein neuer Zuschauerrekord erreicht. Auch auf nächstes Jahr dürfen sich die Freunde des Kurzfilms freuen, denn das das 16. internationale Kurzfilmfestival in Winterthur dauert einen Tag länger, nämlich vom 6. bis 11.November 2012.